Führung im Home Office

Führen im Homeoffice – Über Sicherheit, Vertrauen und klare Kommunikation

27. Mai 2020

Wie schafft ihr es, dass sich eure Mitarbeiter*innen – auch im Homeoffice – in der Arbeit mit euch sicher fühlen, ihr aber ebenfalls Vertrauen in ihre Arbeitsleistung habt? Der Schlüssel ist eine klare Kommunikation.

Wieviel Kontakt benötigt jede*r Einzelne?

Als Führungskraft steht ihr vor vielen Herausforderungen. Vielleicht kennt ihr das Gefühl, nicht allen gleichermaßen gerecht zu werden (die Mütter unter euch kennen dieses Gefühl sicherlich). Es gibt Mitarbeiter*innen in eurem Team, die sich zu jeder Kleinigkeit rückversichern und sehr viel Kontakt brauchen, von anderen wiederum hört ihr gar nichts (und seid vielleicht insgeheim froh darum). Wie könnt ihr nun also erkennen, wieviel Unterstützung jede*r einzelne Mitarbeiter*in benötigt, unabhängig davon, ob er bzw. sie diese nun einfordert oder nicht?

Darum ging es in meinem Impuls unseres letzten Supervisions-Treffens. Alle Details zu Ablauf und Rahmenbedingungen findet ihr hier in meinem letzten Blogbeitrag.

Die Bedeutung von Sicherheit und Vertrauen

Aus meiner Sicht sind zwei Punkte entscheidend:

  1. Das Sicherheitsbedürfnis eures Mitarbeiters bzw. eurer Mitarbeiterin und
  2. euer Vertrauen in die Fähigkeit und Zielgerichtetheit eures Mitarbeiters bzw. eurer Kollegin.

Schaut euch euer Team an und beantwortet zu jedem bzw. jeder Einzelnen diese beiden Fragen:

  • Wieviel Sicherheit braucht mein*e Mitarbeiterin von mir, um zu wissen und zu fühlen (!), dass er oder sie nicht allein ist und alles passend zu meinen Anforderungen und Maßstäben erfüllt?
  • Vertraue ich dem Kollegen bzw. der Kollegin? Welche tatsächlichen (!) Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit gemacht und mit welcher Art und Intensität des persönlichen Austausches würde sich mein eigenes Sicherheitsgefühl wohlfühlen?

Stimmt das Maß der Betreuung mit der bzw. dem Betreffenden ab, nachdem ihr diese Fragen für euch selbst beantwortet habt. Die Art und Intensität der Betreuung kann je nach Mitarbeiter*in variieren. Das ist gut und richtig so und hat nichts mit „Unfairness“, sondern mit „Individualität“ zu tun.

Impuls zur klaren Kommunikation

Zusätzlich möchte ich euch noch einen Impuls für den Austausch mit euren Mitarbeiter*innen und Kolleg*innen mit auf den Weg geben: Nur weil ihr euch gegenseitig akustisch hören könnt, bedeutet das nicht, dass ihr beide dasselbe unter den gesagten und gehörten Worten versteht. Vorsicht bei Schlagworten, Vereinbarungen und Werten, die euch wichtig sind und über die ihr euch austauscht. Bitte vergewissert euch zuerst immer, was euer bzw. eure Gesprächspartner*in unter dem genannten Schlagwort versteht. Jeder Mensch versteht z.B. unter „Loyalität“ und „Verbindlichkeit“ etwas anderes – es sind ihm andere Dinge wichtig, die erfüllt sein müssen, damit er oder sie einen gedanklichen Haken an „Loyalität“ bzw. „Verbindlichkeit“ setzen kann. Stellt sicher, dass ihr versteht, was euer Gegenüber wirklich meint, bevor ihr Absprachen trefft, die zu Streit oder Unzufriedenheit führen können, weil jeder seine eigenen Maßstäbe für die Definition angelegt hat.

„Gedacht heißt nicht immer gesagt, gesagt heißt nicht immer richtig gehört, gehört heißt nicht immer richtig verstanden, verstanden heißt nicht immer einverstanden, einverstanden heißt nicht immer angewendet, angewendet heißt noch lange nicht beibehalten.“

(Konrad Lorenz, 1903-1989, öster. Verhaltensforscher und Nobelpreisträger

Sorgt für Klarheit in eurer Kommunikation. Wenn ihr euch wirklich versteht und auch tatsächlich verstanden werdet, seid ihr in der Lage, euch zu fokussieren und gemeinsam Lösungen zu finden. Beginnt euer bzw. eure Gesprächspartner*in Sätze häufig mit „immer“ oder „nie“? Lass diese Verallgemeinerungen nicht zu und fragt nach: „War das wirklich immer so? Wann war es mal anders? Was genau war da anders? Was davon war hilfreich und du könntest es jetzt auch probieren?“

Raum geben ist das größte Geschenk

Gebt eurem Gegenüber hin und wieder Raum und damit die Möglichkeit, seine bzw. ihre Geschichte zu erzählen. Konzentriert euch dabei darauf, was eurem bzw. eurer Gesprächspartner*in in diesem Moment bzw. an dieser Geschichte wichtig ist – nicht, was euch gerade interessiert. Fragt ggf. nach. Sich für einen Menschen wirklich zu interessieren und sprichwörtlich Platz für ihn zu machen, ist mit das größte Geschenk, was wir machen können. Lernt eure Teams wirklich kennen. Aber Achtung: Gebt diesen Raum nur, wenn ihr in diesem Moment auch innerlich dazu bereit seid und euch auf euer Gegenüber einstellen könnt und wollt.

Wie wäre es mit einer kleinen Challenge?
Legt euch z.B. digital oder auch auf Papier eine kleine Übersicht zu euren Mitarbeiter*innen an und nehmt euch vor, in euren drei nächsten Gesprächen jeweils etwas Neues zu erfahren und ergänzt es dann in eurer Übersicht. Mögliche Fragen könnten sein:

  • Was ist der Person besonders wichtig im Leben?
  • Was ist ihre / seine größte Leidenschaft, wofür brennt er oder sie?
  • Was will er oder sie unbedingt noch tun?
  • Was war sein oder ihr Hobby als Kind?
  • Was würde er oder sie niemals tun, was ist seine bzw. ihre größte Angst?
  • Was ist sein oder ihr Lieblingsbuch und warum?

Werdet kreativ und überprüft mal, ob ihr nicht auch noch neue Dinge über eure Freunde oder Familienmitglieder in Erfahrung bringen könnt. Ich verspreche euch, es werden sich spannende Dinge zeigen. 😉

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